Matti von Harten ist der erste Landkreis-Tischtennisspieler beim Top-48-Turnier - Auch Reifschneider dabei.
Von Ute Schröder Lunestedt mit freundlicher Genehmigung der Nordsee-Zeitung veröffentlicht am 12.10.2012
Er will sich seine Lockerheit bewahren - leicht fällt Matti von Harten das nicht. "Dass ich das erleben darf, ist schon ein kleines Wunder", sagt der Bokeler und lacht. Der Tischtennis-Spieler, der mit dem TSV Lunestedt in der Oberliga spielt, gewann das niedersächsische Ranglistenturnier und qualifizierte sich für das Top-48-Turnier in Hagen/Westfalen am Wochenende. "Ab der Nummer 5 sind alle dabei", weiß der 26-Jährige - und wird noch ein bisschen nervöser.
Der Turniergewinn in Salzgitter war für den Bokeler schon eine Sensation. "Ich war körperlich und vom Kopf her fix und fertig." Mit Krämpfen habe er am Tisch gestanden. Und beim Gedanken daran, dass die Weichen für ihn auf Gesamtsieg stehen, habe er gleich einen "Eisenarm" gekriegt. Am Ende war die Freude riesig. "Ja, da kann man sich schon ein bisschen was drauf einbilden", sagt der Student schmunzelnd. Und recht hat er: Schließlich ist er der Erste aus dem Landkreis Cuxhaven, der sich jemals für dieses Turnier qualifiziert hat.Und nun: das Turnier der deutschen Elite, das Pendant zur deutschen Meisterschaft. "Die Olympiateilnehmer Boll und Ovtcharov sind freigestellt, aber sonst gehen fast nur Spieler der 1. und 2. Bundesliga an den Start."
Eine Prognose mag er nicht stellen: "Unter die ersten 30 zu kommen, wäre schon ein Traum."Aber die Teilnahme am Turnier ist für von Harten schon toll. "Die Chance kriege ich vielleicht nur ein Mal im Leben." Alles sei bis ins kleinste Detail durchgeplant, "so eine lange Ausschreibung habe ich noch nie gesehen". Zum ersten Mal muss der Tischtennisspieler, der auch ein guter Fußballer ist, zur Dopingkontrolle. Und während er davon erzählt, hört man das ungläubige Staunen in seiner Stimme.Seine Fans glauben an ihn: Der kleine Fan-Bus des TSV Lunestedt ist startklar, sechs, sieben Leute werden ihn anfeuern, darunter sein Jugendtrainer Thorsten Winter.Vielleicht wird ihm bei der Auslosung der Sechser-Gruppe ein junger Mann aus der Seestadt zugelost:
Daniel Reifschneider, ein talentierter Abwehrspieler, der mit dem Geestemünder TV in der Landesliga spielt, konnte sich beim Ranglistenturnier des Landes Bremen auf die zweite Position spielen. Weil die Nummer eins verzichtete, ist der 16-Jährige nun beim Top-48-Turnier dabei. Jens Ennen, Tischtennis-Abteilungsleiter beim GTV, kennt den "Spaßspieler" von Kindheit an.
"Er hat das Tischtennisspielen ja beim GTV gelernt", so Ennen. Schon mit 12 Jahren spielte Reifschneider bei den Herren, ein Jahr später kam er in die erste Mannschaft. "Daniel kann lässig gucken und dann ganz unerwartet aus dem Handgelenk einen Schnittwechsel spielen", lobt Ennen, der am vergangenen Wochenende noch mit dem Schüler zusammen Doppel gespielt hat. "Daniel kann jeden Schlag doppelt spielen: mit der Noppenseite des Schlägers und mit der griffigen Seite." Damit kann er viele verunsichern - und seinen Gegner "ärgern", das mache dem 16-Jährigen richtig Spaß.Das Top-48-Turnier geht Reifschneider ganz locker an. "Jeder Satzgewinn ist ein Erfolg", sagt Ennen. Im vergangenen Jahr war der Bremer Vertreter Letzter - mal sehen, was der Youngster nun für sein Bundesland herausholen kann.